50 Jahre Geisterjäger John Sinclair: Was ihn mit Stephan Derrick mehr verbindet als nur der Oberinspektor

Was weiß man eigentlich von Geisterjäger John Sinclair dem Meister des Übersinnlichen, dessen gruseligen Abenteuer seit 1973 von einer begeisterten Leserschaft verschlungen wird? „Sohn des Lichts“ nennt ihn sein bester Freund und Journalist Bill Conolly, den er seit seiner Studienzeit kennt. Obwohl John Englands Hauptstadt wie seine Westentasche kennt, kommt er gebürtig aus Schottland.  Ursprünglich wollte er wie sein Vater Jura studieren, bis er dann die Polizeilaufbahn bei Scotland Yard einschlug.

Sein Pendant Derrick ist gleichalt und besitzt ein Waffe

Merkwürdigerweise ähnelt er ein wenig seinem deutschen Pendant Stephan Derrick, aus der erfolgreichen gleichnamigen Krimi-Serie Derrick. Beide sind ungefähr zeitgleich zur Polizei gekommen (John Sinclairs Helmut Rellergerd ließ ihn in dem ersten Heft „Nacht des Hexers“ 1973 seinen ersten Fall lösen, Derrick ging am 20.10.1974 mit der Folge „Waldweg“ auf Sendung. Beide stiegen zum Oberinspektor auf, beide tragen eine Waffe. Derrick besitzt eine Walther PKK und später eine 38er Special Smith & Wesson, die er allerdings mehr zur Zierde trägt als dass er sie gebraucht. John Sinclair benutzt seine silberne Beretta mit der dazu gehörigen silbernen Kugel, alles andere wirkt bei Monster nicht.

An jedem Ort ist das Übersinnliche möglich, nur nicht bei Derrick Quelle Pixabay

Sinclair jagt Vampire und Ghouls, Derrick die Haute Volee

Ansonsten reibt der 1,90 großer Blondschopf sich ständig zwischen Zombies, Ghouls, Werwölfe, Hexen, Vampire, Todesengel und Wasserleichen auf. Dazwischen trinkt Sinclair Kaffee im Büro, Bier im Pub, ärgert sich über seinen Chef und geht wie ein normaler Mann auf die Herrentoilette von Scotland Yard. Alles andere bleibt ein wenig schwammig und der Phantasie der Groschenheftleser überlassen. Bei Derrick dagegen liegt der Fall klarer. Er trägt maßgeschneiderte Anzüge von Dietl, früher einen italienischen Ledermantel (später Trenchcoat), tropfenförmige Brillen Marke „Beagle-Augen“ von Cazal, eine undefinierbare Haarfarbe, dröhnt aus seiner Bassstimme und aufs Klo hat ihn allerdings noch nie jemand gehen sehen. Vielleicht muss er auch nie. Dafür schaut er pessimistisch in die Welt hinaus, denn er weiß, dass es den Villen von Pullach, Starnberg und Bogenhausen auch nicht besser aussieht als anderswo. Je tiefer die Tränensäcke, desto mehr verraten sie die Endzeitstimmung.

Pentagramm: Zeichen der Ziege des Sabbaths Quelle Pixabay

Keine asexuelle Neigung, aber immer im Dienst

Asexuell sind beide jedenfalls nicht. Derrick (alias Horst Tappert) findet, es sich geziemt sich nicht, darüber zu sprechen. Aber in einem Interview gibt er doch zu, es wären bei ihm, also Derrick (nicht Tappert) zwei Frau am Start gewesen. John Sinclairs Dauerfreundin hieß Jane Collins und erledigte als Privatdetektivin auch Grimes, den Oberghoul. Warum er sie mit Glenda, der Sekretärin aus dem Yard, betrog, bleibt sein männliches Geheimnis. Oder das seiner Hormone. Später wird Jane vom Geist Jack the Rippers besessen und als Hexe zur Serienmörderin, bis sie schließlich vom Fluch befreit wurde.

Bundeskanzler Willy Brandt empfängt Filmschauspieler Horst Tappert alias Stephan Derrick Quelle Bundesarchiv, B 145 Bild-F034156-0025 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0

Suko und Harry Klein sind die Best Buddies, aber getrennte Kasse

Beide Oberinspektoren sind dennoch Gemeinschaftswesen und brauchen einen Best Buddy. Weil Johns langjähriger Kumpel Bill wegen seines Familienlebens kaum noch Zeit für ihn hat, ist sein chinesischer Assistent Suko immer da, wenn er ihn braucht. Er kann nicht nur Karate und Kung Fu, sondern wohnt Tür an Tür in einem Appartementhochhaus neben John.  Auch Derrick findet, dass sein Assistent Harry Klein/Fritz Wepper tüchtig ist (weswegen er ihn ja von seinem Vorgänger „Kommissar“ Erik Ode übernommen hat) Aber er bezeichnet Harry auch als seinen Freund und erklärte im oben genannten Interview: „Wenn einem der beiden etwas passieren würde, wäre der andere fassungslos.“ Dennoch wohnt jeder für sich, Harry Klein irgendwo in München (vielleicht in der Polizeikantine?) und Stephan Derrick in seiner Eigentumswohnung Wilbrechtstraße 53.

Zombies gibt es in London an jeder Ecke. In München auch? Quelle: Pixabay

Action im Kopf statt Jagd auf Dämonen und umgekehrt

Im Unterschied zu Sinclair findet bei Derrick findet die Action im Kopf statt. Mit der Psychologie eines Seelsorgers bringt er die Täter zur Strecke. Die magischsten Momente sind, so findet Derrick selbst, wenn er nichts sagt, den Täter nur anschaut und der von selbst anfängt zu reden.  Bei Sinclair hingegen kommt es auf die Gabe des Übersinnlichen an. In den ersten Heften war er noch ein normaler Yard-Beamter. Aber in Band 33 „Der Pfähler“ (http://www.john-sinclair.de), bekommt er die Insignien der Macht in Form eines silbernen Kreuzes zugeteilt. Dieses Kreuz bestätigt sein Auserwähltsein, Dämonen jagen zu dürfen.

Das weisse Kreuz. Sinclairs Insignien der Macht. Quelle Pixabay

Schlussstrich bei Derrick, doch Horror währt immer

Und noch etwas trennt die beiden.  Konsequent zieht Derrick nach 24 Dienstjahren den Schlussstrich und geht nach Den Haag zu Europol.  Er hat genug von dem „gescheiterten Idealisten“ Stephan Derrick, wie er sich selbst bezeichnet. Für Sinclairs Puppenspieler Rellergerd besteht der Alltag weiterhin aus genug Skurrilitäten, um zu Horror verarbeitet zu werden. Selbst wenn der Autor tot umfallen sollte (was natürlich nie stattfinden wird), gibt es genügend Nachwuchsautoren, die das Grusel-Staffelholz ins nächste Jahrhundert tragen. Aber jetzt wird sind es erst einmal 50 Dienstjahre, die Sinclair feiert. Also, alles Gute, John Sinclair!  Wünscht auch Derrick aus Den Haag.

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