Warum das Monheimer Kirchenarchiv säurefrei vorgeht
Der Ahnenforscher ist mitunter recht ungeduldig, wenn seine Recherchen nicht zu einem fruchtbaren Ergebnis führen. Besonders, wenn an der Hauptlinie schon nach dritten oder vierten Generation Schluss ist.

Totenzettel lautet die Devise
Wohlmeinende raten den Unglücklichen dann, es gerne mal über die Totenzettel zu versuchen. In Kooperation mit anderen Archiven unterhält das neue Projekt der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde e.V. ( WGFF) http://www.wgff.de/ laut ihrer Homepage sage und schreibe 622.005 Totenzettel in ihrer Datenbank. Auch ich betätigte oft und eifrig die Suchmaske, nur um festzustellen, dass meine Familiennamen nicht die oberste Priorität darstellten. Warum, so ärgerte ich mich, hat es keiner für nötig gehalten, in den Gemeindearchiven die Totenzettel in die Datenbanken einzuspeisen???




Archivare haben auch nur zwei Hände…
Seit ich selbst im Kirchenarchiv arbeite, geht mir die Antwort locker flockig von der Hand. Schlicht und einfach keine Zeit! Bei meiner Ehre: Ich habe angefangen, die Totenzettel zu sichten, sortieren, digital in schon besondere Listen einzutragen. Um dann festzustellen, dass die Priorität dann erstmal bei anderen Dingen liegt. Zum einen, weil die Gegenwart ja nicht aufhört zu existieren und jeden Tag damit zubringt, endgültig Vergangenheit zu werden.
… aber ständig Nachschub im Nachschub
Will sagen, der Nachschub kommt stetig in Form von Dokumenten, die ebenfalls gesichtet, vorsortiert, eingepflegt und verwaltet werden müssen. Und dann gibt es auch eine besondere Form der nachbarlichen Nachlasspflege: Ölbilder kirchlicher Heiliger, in Form von sogenannten Schlafzimmerrahmen gepresst, finden auch, egal woher, den Weg zu uns. Absolut immer. Nach dem Motto, wir wissen schon, wie aufbewahren. Und da sich an den Wänden immer ein Eckchen für einen mutterlosen Ölschinken findet, ist das auch kein Problem. Muss nur noch aufgehangen werden. Und das machen wir. Bis jetzt.

Säurefreies Dasein hat oberste Priorität
Drittens dürfen alte Dokumente nur noch säurefrei ihr Dasein fristen. Sprich, Aktenbände in säurefreie (passende Mappen) legen. Ohne Metallklammern etc., versteht sich. Vorher noch wichtige Aufdrucke von anderen Aktendeckeln müssen kopiert werden (die ja wegen Säure nicht mehr benutzt werden können). Dann in die bereits vorbereitete säurefreie Kiste mit den Mappen hineinlegen. Karton zu, ihn mit der laufenden Nummer wie im Findbuch bezeichnet, beschriften. Und – Vaya con Dios – ab in den Aktenschrank.

Totenzettel in ihrem Dornröschenschlaf
Nur zu Erinnerung: Von den säurefreien Kisten gibt es gar viele und der Schub der zu bearbeitenden Akten wird auch nicht weniger. Soll heißen: Die Totenzettel leiden gerade an Frühjahrsmüdigkeit und liegen zwecks Nickerchen im Schrank. Um sie herum rankt eine imaginäre Dornenhecke. Bis jetzt sich noch kein edler Prinz gefunden, sie zu erlösen.

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