Comb over Caesar oder dem Schummelscheitel die Zukunft.

Boris Johnson hat kein Problem, Kloppo tut was dagegen, Kojak bevorzugte blanke Verhältnisse. Wovon hier die Rede ist, ist die sogenannte „Comb over Frisur“ oder auf gut deutsch „der Schummelscheitel“.  Wer es noch genauer haben will: über die Glatze kämmen.  Was heute absolutes Bäh ist und Männer beherzt zum Rasierer greifen lässt, war sogar noch während meiner Schulzeit en vogue.

Glatze mit Zebrastreifen ist en vogue

Mein Schuldirektor stand jeden Morgen schlüsselbundschwingend in der Eingangshalle des Gymnasiums, die ewigen Nachzügler wegen Verspätung brüllend zum Hofdienst eintreibend.  Bedrohlich war auch des Direx Schädel: ein Dreiecksgesicht, mit dem Kinnbart als Spitze. Über der breiten Stirn vollzog sich die kahle Landebahn eines Düsenjets, umkränzte mit dunklen, struppigen Haaren. Damit die blanke Kopfhaut keinen Sonnenstich bekam, war sie mit einzelnen langen Haarsträhnen überzogen, die wie Zebrastreifen auf der gewaltigen Schädeldecke klebten.

Sei niemals haarlos im alten Rom

Vorbilder wie Bruce Willis waren für meinen Lehrkörper kein Thema.  Vermutlich bevorzugte er die befahrenen Straßen der Antike. Homer, so heißt es, stand auf comb over. Und desgleichen Caesar, auch wenn der eher gute Miene zum bösen Spiel machte. Denn haarlos war im alten Rom nicht gerne gesehen. Der Dichter Ovid machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, als er gnadenlos über Glatzen urteilte: „Hässlich ein Strauch ohne Laub oder ein Kopf ohne Haar.“

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Haarwuchssalbe der Antike

Kleopatra versuchte die Pein ihre Geliebten zu lindern und riet zu einer Salbe aus zerquetschten Mäusen, Pferdezähnen, Hirschknochenmark und Schmalz. Doch die Haare ließen auf sich warten – und griff Caesar stattdessen zum Lorbeerkranz, um seine Pläte zu verdecken. Man muss flexibel sein.  

Germanischer Männerdutt durch Strähnenzucht

Der Lorbeerkranz stand meinem Direktor allerdings nicht zur Verfügung. Wahrscheinlich aber ein Friseur, der ihm etwas von Intellektualität und Denkerstirn einredete. In meiner Kindheit waren Herrenfriseure oberste Autorität, der man sich nicht zu widersetzen wagte. Ausgestattet mit einem Zahnarztkittel, mit Schere und Kamm bewaffnet, entschied der Diktator der Haare über den jeweiligen Modestil. Wahrscheinlich erzählte er dem Lehrer etwas von Strähnenzüchtung. Wenn er diese dann mit Fett über den Kopf kämme, könne er sie wie ein germanischer Stammeshäuptling an der Seite über dem Ohr zu einem Knoten zusammenbinden. Der sogenannte Suebenknoten also.

Gryffindor, CC BY-SA 3.0 – httpscreativecommons.orglicensesby-sa3.0, via Wikimedia Commons

Moderner Großstadt-Häuptling- gräulich, aber sexy

Laut Tacitus war die Haarmode der germanischen Sueben auch dazu gedacht, ihre Gegner in Angst und Schrecken zu versetzen. In dem Fall des Direx ging es wohl darum, das pöbelnde Schülerheer durch seinen bloßen Anblick gefügig in das Klassenzimmer abzuführen.  Vielleicht war der Friseur auch seiner Zeit weit voraus. Denn laut ZEIT sind Männer, die einen Dutt tragen „moderner Großstadt-Häuptlinge“ und zugleich sei es „sublimes Understatement mit Kampfansage“.  In dem Fall wäre der Direktor nicht nur gräulich, sondern auch sexy. Zu schade, dass ich vor dessen endgültiger Strähnenlänge mein Abitur gemacht habe. Das hätte ich gerne gesehen.

2 Kommentare zu „Comb over Caesar oder dem Schummelscheitel die Zukunft.

Gib deinen ab

  1. Der Direktor war wohl nicht der beste Freund! und hatte Homer Simpson nicht auch die beschriebene Frisur.

  2. Ohh ja, das kenne ich ! Mein Opa war stets bemüht seine Kahlstellen auf dem Kopf zu verdecken . Er hat das Seitenhaar lang wachsen lassen . Das wurde mit Pomade eingcremt und dann sorgfältig über die “ hohe Stirn“ gelegt . Bei windigem Wetter verwandelte sich sie Haarpracht zu einem Brett, daß seitlich von Kopf abstand. Und wehe….. irgend jemand hat sich über seinen Haarwuchs lustig gemacht .🤭😂

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