Warum die damalige Clanmentalität an unserer Individualität zerbrach

Wie ich in anderen Blogtexten bereits erzählte, sorgte die katholische Kirche mit ihrem Strukturprogramm über Liebe und Ehe dafür, dass Werte wie Monogamie und Inzestverbot immer weiter an Einfluss gewannen.

Das Ideal der ewigen Ehe

Das in unseren Köpfen bis heute währende Ideal von der unauflösbaren Ehe stammt also aus der Zeit der katholischen Kirche. Auch wenn wir die theologischen Lehren  immer mehr zu unseren Gunsten verwässerten: Der Wunsch lautete immer, die Ehe möge ewig halten.  Der Unterschied zu damals ist nur, dass wir Kraft unsere Individualität meinen unseren Partner selbst aussuchen zu können.  Aber angefangen hat Ganze mit  dem kirchlichen Grundgedanken, dass die Ehe auf den Konsens zweier Individuen beruht

Kirche Ehe

Sprengung des Clans durch die Kirche

Der Anthropologe Joseph Henrich erklärte in einem Interview mit der ZEIT (vom 20.02.2020), dass die Moral – und damit auch die Machtfrage der katholischen Kirche sich ab dem frühen Mittelalter immer mehr durchsetzte. Und damit die vorherrschende Clanmentalität sprengten. Wie konnte das geschehen?

Clanoberhaupt verfügt über mehrere Frauen

Bis ins frühe Mittelalter hinein, herrschte vornehmlich die Auffassung vor, dass allein die Sippenoberhäupter darüber entschieden, wer sich mit wem zusammen zu tun hatte.  Das bedeutete nicht nur eine Bevormundung über  das einzelne Clanmitglied, sondern auch, dass es  nur einige wenigen Männern möglich war, sich mehrere Frauen zu nehmen. Und das waren die meist die mit Status und Stärke.

Wenn jetzt sich einige Männer beim Lesen in frühere paradiesische Zustände zurücksehnen, so macht Joseph Henrich kurzen Prozess mit den Illusionen. Seine These lautet kurz und knapp:

Polygamie tut nicht gut

Die Männer, die in der Rangordnung unten standen(und das war in der Regel die Mehrzahl !) bekamen niemals eine Frau ab. Zumal sich die Frauen, wenn sie denn freie Wahl gehabt hätten, sich auch immer für denjenigen mit dem größten Status entscheiden.

Also eine beträchtliche Menge Zurückgesetzter 😉

Sexueller Frust fördert krimineller Energien

 Und in seiner Theorie geht der Wissenschaftler noch weiter. Denn mit der, nicht nur sexuellen Enthaltsamkeit, häufen sich mit der Frustration auch kriminelle Energien und andere asoziale Verhaltensweisen.    

Was hat das mit unserer heutigen Zeit zu tun?

Das Schrumpfen auf Kernfamilien bedeutet mehr Gerechtigkeit

Dadurch, dass wir die sippenhaften Gesellschaftsformen in Europa immer mehr durchbrachen, schrumpften wir familiär im Laufe der Jahrhunderte auf die Kernfamilie zusammen. Um aber sich weiterzuentwickeln, waren wir gezwungen, uns nach außen zu öffnen, d.h. in Verhandlung mit Fremden zu treten. Diese Deals war eben nicht von Rücksichtslosigkeit mit dem Clan in der Rückhand bestimmt, sondern kennzeichneten sich aus durch Loyalität, Fairness, Wissen und das Eingehen von freiwilligen Verbindungen. Oder wie Henrich sagt:  Die Menschen sind umso gerechter untereinander, wenn die Marktwirtschaft eine Gesellschaft durchdringt.

Individualität bedeutet nicht unbedingt Glück

Die Reduktion auf die Kernfamilie hat natürlich auch eine Kehrseite. Denn bei  der Individualität bin ich als Einzelner nicht eingebunden in dem auch automatischen Nest einer Großfamilie, die mich im Notfall immer wieder auffangen würden. Sondern ich muss mir meine Sicherheitsnetze und menschlichen Banden immer neu verhandeln, wenn nicht gar verdienen.

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