Römische Latrine ohne Tamponautomat

Irgendwie komme ich von der Antike nicht los. Momentan interessiert mich die sogenannte Latrina Publica, die öffentliche römische Toilette. Von wegen stilles Örtchen; dort ging es mitunter zu wie auf einer Toilette an Karneval in der Düsseldorfer Altstadt. In gelöster Atmosphäre brodelten nicht nur die Gerüche, sondern auch die Gerüchte. Man traf Bekannte und Freunde, die man länger nicht gesehen hatte oder immer zu regelmäßiger Uhrzeit traf, weil man/frau die gleiche Verdauung besaß wieder der andere Klogänger.

Antikes_WC in Athen, ©wikipedia

Wie die Hühner auf der Stange

Wenn man das Innere der römischen Gesellschaft erforschen will, muss ein Wissenschaftler in deren Tiefen bohren und das sind die Kloaken-Roms. Ein besonderes Kleinod lässt Archäologen-Herzen höherschlagen und das sind die Latrinen unter dem Palatin. Eifrig maßen sie die Sitzhöhe (43 cm) und den Abstand der aus Stein gehauen Löcher zueinander. Und stellten fest: In einer Entfernung von 56 cm hockten die Menschen ohne Trennwand nebeneinander, wie die Hühner auf der Stange. Unter ihnen floss ein Bächlein mit den Fäkalien in den Abwasserkanal. Vor den Steinlöchern befand sich eine mit Wasser gefüllte Rille, wo die Römer den am Stock befestigten Schwamm reinigen konnten. Den Schwamm benutzten sie dazu, um sich den Hintern richtig zu wischen. Wann und ob dieser ausgewechselt wurde, bleibt ein ewiges Geheimnis, und ob jeder seinen eigenen Schwamm zur Hand hatte, wenn nötig, bleibt unwahrscheinlich. Klopapier produzierte Joseph Gayetty bekanntlich erst um 1857.

Xylospongium. Nachgebauter römischer Toilettenschwamm, ©Dickson. Herdemerten

Schnorren auf dem Klo

Dass Menschen auf dem Lokus gern reden, das weiß ich aufgrund eigener Erfahrung in Gemeinschaftsklos. (Es war noch nicht die Zeit, wo man allein mit dem Handy auf dem Klo saß). Allerdings gab es in Rom einige Personen, die dem Gestank, Getier und Keimen trotzten und die öffentlichen Toiletten nicht zum eigentlichen Zweck aufsuchten. Der Dichter Martial berichtete von einem Mann namens Vaccera, der stundenlang auf dem Klo herumlungerte. Nicht um zu spannen, sondern um Bekannte zu treffen. Warum? Martial brachte es auf den Punkt.: »Cenaturit Vaccera, non caccaturit!« (Essen möchte Vaccera, nicht kacken) Vaccera also hoffte auf Dinnereinladungen, natürlich für lau.

Römische Garum Fabrik, ©Iguil Wikipedia

Fischbandwurm im römischen Darm

Apropos Keime: Es gibt ja immer das Gesetz der Masse. Wenn alle sie haben, fällts nicht auf und es wird normal. Die Römer litten unter dem Darmparasiten, insbesondere dem Fischbandwurm. Schuld daran war das Garum. Die aus Fisch in Salzlake gewonnene Flüssigkeit mundete dem römischen Gaumen und wurde für alle Speisen verwendet. Gekoppelt mit der stinkenden Toilette (Highlight für Keime) und Düngung der Fäkalien auf die Felder, gelangten der Krankheitserreger über Obst und Gemüse wieder zurück in den römischen Magen.

Kreislauf des Fischbandwurm, ©Roman Kuchta, Marcus Enrique Serrano-Martínez, and Tomas Scholz

Tamponautomat auf dem Herrenklo

Kürzlich las ich noch einmal über Streit im Hygienebereich des Stuttgarter Rathauses. Quell des Ärgernisses ist der im Zuge des Genderns der dort aufgestellte Tamponspender auf der Herrentoilette zur Gleichberechtigung von Transmenschen. Oberbürgermeister Frank Nopper war darüber so erbost, dass er ein Foto von dem Menstruationsbehälter knipste und auf Instagramm postete. CDU-Fraktionschef Alexander Klotz zeterte via BILD Zeitung etwas vom landesweitem Gespött und das der Tamponbehälter auf dem Männerklo, im Gegensatz zu den Damen, ständig leer sei. Statistisch gesehen ist der Bedarf Tampons nach bei den Männern also größer.

Gleichberechtigung auf dem römischen Klo

Interessanterweise gab es bei den Römern auf den Latrinen keine Geschlechtertrennung. Ein jeder, egal welchen Geschlechts, setzte sich auf die steinerne Klobrille, tat seinen/ihren Job und ging seiner/ihrer Wege. Gleichberechtigung total. Auch ohne Tamponbehälter.

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