Zwischen Königsallee und Graf-Adolfplatz hat sich vor vielen Jahren eine leichtbekleidete Muse niedergelassen und ziert seit 1932 das kleine Blumengärtchens. Es ist eine in griechischen Chiton gehüllte bronzene junge Dame, die ungerührt Touristen, Einkaufswütige und Büroangestellte an sich vorüberziehen lässt.
Eine Dame der leichten Muse
Eine Lady of Leisure scheint sie zu sein, denn ihr Unterkleid enthüllt mehr, als das es verdeckt und gibt einen Blick auf die weiblichen Rundungen frei. Mit ihrer erotischen Lieblichkeit entsprach sie nicht nur antiken Vorbildern, sondern auch dem Schönheitsideal ihrer Zeit, Frauenkörper in ihrer natürlichen Bewegung (ohne Korsett und Zwänge) darzustellen.

Aber kein leichtes Mädchen
Aber sie war kein Mädchen, dass leicht zu haben ist. Mit dem rechten Arm hält sie die Bocciakugel in der Hand. Der linke Arm hat sie zuvor mit Schwung eng an dem nach vorne gebeugten Rücken gelegt, was die Bewegung ihres Kleidsaums verrät. Die Haare wallen über ihre linke Schulter, aber sie merkt es nicht. Mit leicht zusammengepressten Lippen und halb geschlossenen Augen scheint sie auf einen imaginären Punkt zu schauen, bereit für den perfekten Wurf.
Statt Kriegsdenkmal zarte Amazone aus Bronze
Für ihren Erschaffer Walter Schott (1861-1338) galt die „Kugelspielerin“ als sein berühmtestes Werk. Vielleicht lag es auch daran, dass er, der es eher mit Kriegsdenkmälern und Büsten von Wilhelm II hielt, mit der Erschaffung seiner zarten Amazone überraschte. Schott schuf mehrere bekleidete und unbekleidete Versionen von ihr. Ob in Porzellan, Marmor oder Bronze; die Kugelspielern zierte Postkarten, Museen und bis heute auch noch Schlossgärten. Für den Künstler, der die Figur nach dem antiken Vorbild des Bildhauers Skopas schuf, zahlte sich die Kopien aus. Er bekam den Professorentitel verlieren und dadurch weitere Aufträge von kaiserlicher höchster Stelle.

Entging immer knapp dem Skulpturentod
Bemerkenswert ist, dass diese Skulptur heute noch das Kögärtchen ziert. Vom Düsseldorfs Stadtverordneten und Fabrikbesitzer Gustav Herzfeld erworben, war sie bereits 1902 in der Deutsch-Nationalen Kunstausstellung Publikumsmagnet. Nach dem Treppenhaus der Kunsthalle, verschönerte sie 1932 die Königsallee. Und wäre beinahe den Nazis zum Opfer gefallen, da Mäzen Herzfeld jüdischen Ursprungs war. Man löste das Dilemma, in dem man auf die Stiftertafel verzichtete. Später entkam sie nur knapp der Einschmelzung, dann ließen in den 50 er und 60er Vandalen den Frust an ihr aus. Ständig musste sie zwecks Schönheitskorrekturen wieder unter das Messer, aber da sie an der Kö wohnte, war sie ja an der richtigen Adresse.


Geklonte Berliner Schwester
Ihre Berliner Zwillingsschwester ist bis zu diesem Tag verschollen. Aber da in der heutigen Zeit alles machbar ist, gaben die Düsseldorfer 2019 den Berlinern über die Kunstgießerei Schmäke eine Kopie zurück. Die neugeschaffene Schwester der Kugelspielerin ziert jetzt als Düsseldorferin den Luisenhain, direkt gegenüber dem Köpenicker Rathaus. Dem Klon sei Dank!
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