Der Zusammenhalt der Sippe: Zwangsjacke oder Existenzsicherung?

Die Liebe hat ja bekanntlich viele Gesichter. Zum Beispiel die des Pragmatismus. Zugleich war es eine Mischung aus sozialer Notwendigkeit, Einsicht ins Unvermeidliche und Anpassung.

Zeugung legaler Nachkommen

Um es kurz zu machen: Mann und Frau kannten ihren Auftrag. Denn Sinn und Zweck der Ehe war, legale Nachkommen zu zeugen und damit den Besitz (Haus, Hof, Werkstatt etc.)an die nächste Generation  weiter zu geben. Durch die Vergrößerung der  Sippe erweiterte sich zugleich das eigene Netzwerk. Und je größer es war, desto besser gelang es der eigenen Familie, zu überleben.

Festigung des familiären Netzwerkes

Vielleicht waren unsere Vorfahren einfach auch nur eine dicke Spur realistischer, als wir es heute waren. Katastrophen jeder Art traten überall und zu jedem Zeitpunkt ein. Verwitwung oder altersbedinge Arbeitsunfähigkeit war das Damoklesschwert, das über jede Familie kreiste und die sie in die größte Armut stürzen konnte. Und dann war die Familie das Einzige, auf das man sich verlassen konnte.

Umso wichtiger war es, wie gut sich die Sippe in ihrem jeweiligen Heimatort etablierte und im Fall von Schicksalsschlägen auf eben diese Kontakte zurückgreifen konnten. Eine gut vernetzte Witwe konnte als Inhaberin das Handwerk ihres Mannes weiterführen und auf zugereiste Tagelöhner und auf auswärts stammende Witwen zurückgreifen.

Unverheiratete als kostenlose Arbeitskräfte

In der vorindustriellen Zeit kannte jedes Mitglied aus seiner Familie seine Rolle und bot gleichzeitig die Möglichkeit, jederzeit auf weitere Hilfen innerhalb der Verwandtschaft zurückgreifen zu können.

In manchen  Gegenden war der Dreigenerationshaushalt (Zusammenleben verheirateter Kinder mit ihren Eltern)eher die Ausnahme als die Regel war.  Damit jemand die Eltern versorgen konnten, kamen die Unverheirateten (meist die Töchter) ins Spiel.

Überall einsetzbar kitteten sie die Existenzsicherung ihrer Eltern. Indem im elterlichen Haushalt lebten, versorgten und pflegten sie ihre Eltern bis zum Tod und stellten ihr komplettes Leben im Dienste innerhalb familiären Gefüges.

Sicherung der Subsistenzwirtschaft

Aus heutigen Maßstäben mutet dies als Form ewiger Unfreiheit und Plackerei für die Familie an. Doch bildete dieses starre System oft die einzige Möglichkeit, die Subsistenzwirtschaft (Bauernhof, kleiner Handwerkbetrieb u.ä.) zu sichern und – wenn möglich, zu erweitern. Individualität war nicht gefragt und mit Sicherheit nicht erwünscht.

Kein Bewusstsein für eigene Lebensziele?

Und es ist auch fraglich, ob auch ein Bewusstsein für seine eigenen Lebensziele vorhanden gewesen wäre. Vielleicht war die Ehe eine der wenigen Möglichkeiten, sich dem eisernen Griff seiner Familie zu  lösen und  eigene Wege zu gehen. Aber das ist ein anderes Kapitel.

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