Churchill, der Tee und James Bonds „No Deal“ with it.

In dem Comic „Asterix bei den Briten“ labten sich Asterix` britische Cousins immer an heißem Wasser mit einem Schuss Milch. Als ihnen im Kampf gegen die römischen Besatzer ihre Kraft zu erlahmen drohte, hatte der kleine gallische Held die entscheidende Idee: er schmiss einige ihm unbekannte Kräuter einfach in den brodelnden Kessel, rührte um und behauptete, dies sei der neue Zaubertrank. Zwar misstrauten die Briten der gallischen Küche, tranken das Gebräu aber dennoch. Prompt kehrten ihre Lebensgeister und Unbesiegbarkeit zurück. Voila- die Franzosen waren es, die der englischen Gesellschaft das Feuer brachten!:-)

„Für unsere Soldaten ist Tee wichtiger als Munition“

Zwar polten die Asterix`- Erfinder Goscinny und Uderzo die Geschichte (ein wenig) zu ihren Gunsten umg, doch so unrecht haben sie nicht. „Für unsere Soldaten ist Tee wichtiger als Munition“, röhrte Winston Churchill 1942 in einer Rede. Churchill schon viele Dinge gesagt hat („blood, toil,tears and sweat“), daher klingt es glaubwürdig. Andere schreiben den Ausspruch eher dem Ernährungsminister Lord Woolton aus Churchill Kriegskabinett zu. Egal, wer es nun war, er war auf jeden Fall ein guter Psychologe.

Etwa Tee rationalisieren?! Tortur pur

Der Spaß hörte bei den Briten spätestens bei der Tee-Rationalisierung während des Krieges auf. Für die Briten Tortur pur, obwohl sie, mit 56,7 Gramm Tee pro Woche immer noch besser wegkamen, als ihre europäischen Nachbarn. Als der neue Ernährungsminister Gwilym Lloyd George 1952 das Ende der Tee-Knappheit verkündete, war für die Briten der Krieg wirklich zu Ende. Warum man dem dunklen Gebräu so eine Bedeutung zu kommen ließ, lässt sich am schon allein daran ausmachen, dass die englische Marine die alte Teeroute offenhielt. Die Japaner waren derweil im Pazifik zu Gange und hatten keine Zeit. Die Deutschen hingegen versenkten im Atlantik zwar munter Handelsschiffe gen Brittanien, aber die Teeimporte aus Indien oder Ceylon zu stoppen, um die britische Kriegsmoral zu brechen, überstieg deren Horizont.

Mit Whisky auf Betriebstemperatur

Churchill glaubte an die Kraft der menschlichen Genüsse und die Struktur, die sie ihm lieferten. Er selbst liebte nicht nur gutes Essen, sondern auch diverse Alkoholika, die ihm den Tagesablauf gliederten. Morgens nach dem Aufwachen pflegte der Premier, serviert von seinem Diener, zuerst ein Glas Whisky zu trinken, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Wenn der Premier keine Kabinettssitzung oder sonstige Verpflichtung am Morgen hatte, pflegte er bis mittags im Bett zu liegen, wo er lesend, rauchend und arbeitend die Vormittage verbrachte.

Nach dem Nickerchen startete er erst richtig durch und arbeitete meist bis 3 oder 4 Uhr früh.  Den letzten alkoholreichen Schlummertrunk servierte ihm seine Leibköchin Georgina Landemare, die ihn auch sonst für die kulinarischen Genüsse zuständig war.

Mit Tee den Tag nicht neu erfinden

Für die Briten war der Tee genau das richtige Schmiermittel, um den Tag neu zu erfinden. Im Hause Baron Alfons de Rothschilds geriet der Early Morning Tea zum Politikum, der jedem Latte Macchiatto-Laden heute zur Ehre gereicht hätte. Der Gast geriet mühelos zwischen die Fronten dem chinesischen, indischen und ceylonesischen Tee und quälte sich anschließend mit der Jahrhundertentscheidung, mit welcher Milch einer bestimmten Rinderrasse der Tee veredelt wird:  Jersey, Hereford oder Shorthorn? Was darf`s denn sein, Sir?

Wird James Bond wegen Tee gegendert?

No Deal with Tea besitzt bis heute der prominenteste Geheimagent seiner Majestät. Tee galt lange Zeit als Getränk des privaten Bereichs, dem Rückzugsort des heimeligen Wohnzimmers, also was für Frauen. Vor den Tearooms gab es in London die Kaffeehäuser wie das Will`s Kaffeehaus oder das berühmte Lloyds Coffehouse. Politisieren bei Kaffee und Cognac, das Klatschen über Katastrophen, der Austausch von Wirtschaftsnews – das alles war dort Männersache. Auch James Bond nippt, wenn er nicht gerade literweise Martini in sich reinschüttet, an seiner Espressotasse. Sollte James Bond nicht auch noch gegendert werden (erkennbar daran, dass er/sie dann einen Twining Teebeutel in heißes Wasser steckt), wird es bis in alle Ewigkeit so weitergehen, dass Bond bei Kaffee bleibt. Und niemals erfahren, mit was er wirklich die Welt retten kann.

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