Meine dreifache Urgroßmutter trat in den Stand der Ehe ein – mit 31 Jahren! Das durchschnittliche Heiratsalter betrug bei Frauen 25,6, bei Männer 27,5 Jahren.
Auch ohne Vorkenntnisse braucht es keine Brille, dass meine Vorfahrin fast an der Schwelle des Greisenalters im 19. Jahrhundert war;-) in diesem Alter für schwer an den Mann zu bringen, wenn gar für nicht vermittelbar.
Eine Ehe musste Mann sich leisten können
Um dem traurigen Schicksal und der Fuchtel des Vaters zu entgehen, war Frau froh, verehelicht zu werden. Problem war nur. Eine Ehe musste man sich leisten können. Denn ausgeschlossen von Tisch und Bett und damit auch von der Ehe waren bis ins 19. Jahrhundert hinein Tagelöhner, Soldaten, Knechte und Mägde. Ebenso der Bauer benötigte die Einwilligung von seinem Grundherrn.
Eine Ehe kostete schlicht und einfach Geld, was wiederrum für die diese Menschengruppe bedeutete, jahrelang in einer ledigen Warteschleife zu verharren.
„Backfleisch, Platteisen oder Backobst“
Mit diesen und Begriffen wie „Hagestolz“ oder „alte Jungfer“ tituliert, bedeutete diese Heirat für meine Vorfahrin, sich endlich der soziale Kontrolle des elterlichen Haushaltes zu entziehen. Aber freie Entfaltung gewährte ihr die Heirat auch nicht. Nach der Heirat folgten Geburten vieler Kinder (Fehl- und Todgeburten nicht eingerechnet), von denen wiederrum im Schnitt 5,5 Kinder überlebten.
Beiderseitige Win-Win Situation
Mein dreifacher verwitweter Urgroßvater stand die Not, hungrige Mäuler zu füttern, ins Gesicht geschrieben, als er meine besagte Urgroßmutter zur Frau nahm. Eine beiderseitige Win-Win Situation also.
Aber auch Frauen heirateten wieder, durch frühe Witwentum galt die Versorgung der Kinder als oberste Pflicht. Meine Ahnin hatte in der Hinsicht Glück. Sie brachte alle vier Kinder durch, und ihr Ehemann im von unverwüstlicher Gesundheit zu sein. Die Not, sich im Alter einen neuen Mann nehmen zu müssen, blieb ihr erspart.
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